Von Neuseeland inspiriert: Wie ein Austauschjahr Ellas Karriere geprägt hat
Artikel - Von Neuseeland inspiriert: Wie ein Austauschjahr Ellas Karriere geprägt hat

"Ich habe definitiv gelernt, dass man Dinge auf mehrere Arten machen und zu einem vergleichbaren Ergebnis kommen kann."
Ella, 32 Jahre alt, war mit INTO im Jahr 2009/2010 für ein Schuljahr in Neuseeland. Nach der Matura hat Ella 9 Monate in Frankreich als Sprachlehrerin gearbeitet und zudem 5 Monate in Italien an einer Universität absolviert. Seit über 3 Jahren arbeitet sie nun als Deutsch-, Französisch-und Linguistikdozentin an einer Schweizer Universität.
Einfluss auf Job & Studium
«Auf die Idee Sprachen zu studieren, wäre ich nicht gekommen, wenn ich es nicht selbst erlebt hätte. Während des Studiums habe ich auch Kurse auf Englisch und Französisch belegt und Seminararbeiten in diesen Sprachen geschrieben. Das hätte ich mir wahrscheinlich ohne den Austausch vorher nicht zugetraut. Die Barriere nicht-deutschsprachige Kurse zu wählen, war generell deutlich niedriger.
Es ist schwierig zu sagen, ob ich beruflich andere Möglichkeiten erhalten habe, da man ja nie weiss, was ohne diese Aufenthalte gewesen wäre. Jedoch kann ich definitiv sagen, dass man alleine schon durch das Meistern solcher Aufenthalte belegen kann, dass man Herausforderungen und neuen Situationen gewachsen ist! Man muss nämlich während eines Auslandsaufenthalts vielen Faktoren trotzen. In Neuseeland hatte ich zum Beispiel grosses Heimweh. Jetzt ich schaue zurück und kann stolz sagen, dass ich es gemeistert habe! Ich habe gelernt, dass ich viel mehr kann, als ich mir selbst ursprünglich zutraue. Gerade Frauen unterschätzen sich leider noch oft und lassen sich tolle (berufliche) Chancen entgehen. Meine Austausche haben mir in dieser Hinsicht mehr Selbstvertrauen gegeben und ich bin beruflich genau dort, wo ich sein möchte.
In Bewerbungsgesprächen habe ich selbst von meinen Austauschen erzählt und dies als Stärke angegeben. Es reicht heutzutage nicht mehr aus, zu sagen, dass man «kommunikativ» ist und Herausforderungen sucht. Man muss dies konkret belegen können und mit Auslandsaufenthalten kann man damit super überzeugen! Gerade bei vielen Quereinsteigerpositionen (in meinem Fall Eventmanagement und Hotellerie) hat man höhere Chancen, da man diverse Soft Skills vorweisen kann. Organisationstalent gehört auch dazu. Und dieses fängt schon an, wenn man sagen kann, dass man seinen Aufenthalt selbst organisiert hat!»


Netzwerke
«Freundschaften in Neuseeland habe ich bis heute. Die Tochter meiner Gastmutter ist z.B. auch in die Schweiz gereist und hat mich hier besucht. Wir haben bis heute regelmässig Kontakt. Der einzige Nachteil bei einem so weit entfernten Gastland ist, dass man nicht «mal eben» wieder zurückreisen kann. Das war mir mit 16 Jahren nicht bewusst.
Beruflich habe ich mein Netzwerk insofern ausgebaut, als dass ich seit 9 Jahren für INTO als Interviewerin arbeite. Zudem haben Leslie, die Geschäftsführerin von INTO, und andere INTO-Mitarbeitende mich bei der Datenerhebung meiner Masterarbeit sehr unterstützt. Danke nochmals an dieser Stelle! Allgemein kenne ich durch INTO viele verschiedene Leute und habe damit ein grosses Netzwerk aufbauen können! Durch meine Tätigkeit bei INTO habe ich ausserdem mit verschiedenen Altersgruppen zu tun; natürlich zum einen mit Teenagern und zum anderen mit deren Eltern, was ich immer wieder sehr spannend finde.»
Lernen fürs Leben
«Ich habe definitiv gelernt, dass man Dinge auf mehrere Arten machen und zu einem vergleichbaren Ergebnis kommen kann. Dadurch kann ich mehrere Herangehensweisen und Meinungen zulassen. Gesellschaftlich, privat und beruflich scheint mir das enorm wichtig.
In Neuseeland gibt es zum Beispiel keine Heizungen im Schlafzimmer, was für mich auf den ersten Blick sehr befremdlich war und ich hatte Angst zu frieren. Durch die «electric blanket» - also eine heizbare Bettunterlage - war mir in der Nacht trotzdem warm. Es muss nicht unbedingt eine Heizung an der Wand oder eine Fussbodenheizung sein! Solch eine Perspektive erhält man nur, wenn man seine gewohnte Umgebung verlässt. Nichts ist mehr selbstverständlich und nur so kann man die Dinge schätzen (das ist fast philosophisch, haha)!
Ich habe auch gelernt, wie wichtig bedeutungsvolles Lernen ist. Ich kann bis heute, 15 Jahre später, ein Gedicht auf Maori auswendig. Zwar kenne ich nicht die Bedeutung jedes einzelnen Wortes, aber der Sinn des Gedichts haben mich dermassen motiviert, dieses Gedicht auswendig zu lernen und zu behalten. Ich hatte auch den Eindruck, dass die Schulen in Neuseeland Schüler:innen besser auf das «echte Leben» vorbereiten, z.B. mit Fächern wie Horticulture oder Mediastudies. In der Schweiz liegt der Fokus mehr auf dem Akademischen; in Neuseeland lag dieser eher auf lebensnahen und lebenspraktischen Kursinhalten. Dieser Ansatz hat mich sehr für meine eigene Lehrpraxis geprägt! Der konkrete Lebensweltbezug hat einen hohen Stellenwert in meinem eigenen Unterricht.»