Isabel in New Plymouth

Auf diese besonderen 18.000 Sekunden habe ich gewartet. Ein halbes Jahr habe ich mich darauf gefreut, wie ein kleines Kind, wenn Weihnachten vor der Tür steht. Anfang Dezember hatte ich mein Gespräch bei Into, ich war total aufgeregt, würden sie mich nehmen? Was wenn nicht ? Tausend Fragen gingen mir durch den Kopf und die Erleichterung war sichtlich groß, als mir am Ende des Gespräches gesagt wurde: „Du bist im Schuljahr 2011/2012 dabei!“ Am liebsten hätte ich Freudensprünge gemacht. Dann ging das große Warten los. Denn bis es mit dem ersten Handbuch oder dem Vorbereitungsseminar losgehen würde, wusste ich müsste ich noch ein paar Monate warten. Doch das Ausfüllen der Unterlagen hat dann auch noch meine letzten Zweifel beseitigt und ich wusste, jetzt ist es tatsächlich so, du wirst ans andere Ende der Welt gehen, warum? Weil es mich auf den ersten Blick in seinen Bann gezogen hat, und ich bereue es keine Minute! Wie ich die Zeit bis zum Vorbereitungsseminar geschafft habe? Keine Ahnung, oder vielleicht doch, meine Mutter hat auf dem Elternseminar die Handynummern von zwei anderen Mädchen aus der Umgebung mitgebracht und ich habe Kontakt mit ihnen auf genommen und zusammen haben wir dann auf unser Seminar in Köln hin gefiebert. Was mich besonders daran freut, dass ich eine von den beiden heute zu meinen engen Freundinnen zählen darf. Selbst in Neuseeland, auch wenn wir jeweils auf der anderen Insel waren ist der Kontakt nicht abgerissen und wir haben unsere Erfahrungen ständig miteinander ausgetauscht. Das schweißt zusammen :) Das Vorbereitungsseminar in Köln war für die Länder Neuseeland / Australien, somit kannte man den größten Teil der Leute die zusammen mit einem zum Orientation Camp nach Auckland fliegen würden. Die letzten Wochen bis zum Abflug haben sich wie gefühlte Jahre hingezogen. Meine Familie habe ich erst drei Wochen vor meinem Abflug bekommen und war eine der letzten. Es war schrecklich, immer wieder habe ich in den Email-Eingang geguckt, aber es kam und kam nichts. Doch als ich dann endlich eine Email von Into hatte mit den Daten meiner Familie, konnte es nicht mehr schnell genug gehen. Mein letztes Wochenende in Deutschland sollte richtig cool werden. Samstags war ich mit Freunden zusammen am Baggersee und für Sonntags war dann meine Abschiedsparty geplant. Irgendwie wollte meine Gesundheit das aber nicht so ganz, was so viel heißt, wie ich wurde sonntags krank. Meine Party habe ich dann mit Fieber und Kopfschmerztabletten überstanden und montags lag ich dann mit 39°C Fieber und dicken Halsschmerzen im Bett. Na super. Als mir dann der Arzt am Nachmittag mein Antibiotikum gegeben hat mit den Worten: „Isabel, ich bin mir ehrlich nicht sicher ob du am Freitag fliegen kannst“, hatten die Tränen kein halten mehr. Meine letzte Woche in Deutschland hatte ich mir definitiv anders vorgestellt. Eigentlich habe ich in der Woche nichts von dem geschafft was ich wirklich wollte, meine Eltern mussten meinen Koffer packen und von den ganzen anderen Sachen die ich so vor hatte ganz zu schweigen. Am 22.07 sollte mein Flieger also so gegen 18.00Uhr vom Düsseldorfer Flughafen aus starten. Morgens bin ich noch mal zum Arzt gegangen, der war zwar nicht begeistert dass ich fliegen wollte, konnte es mir aber auch schlecht verbieten. Danach bin ich auch noch mal brav in die Schule gegangen und hab mein Zeugnis abgeholt, denn an diesem Tag war auch zu gleich der letzte Schultag in NRW vor den Sommerferien. Ich war so nervös und konnte es gar nicht wirklich glauben, als sich alle von mir verabschiedet haben und mir eine tolle Zeit gewünscht haben. Aber tatsächlich es ging ENDLICH los! Die Fahrt nach Düsseldorf war wie im Fluge vergangen und ich konnte es nicht mehr erwarten alle anderen zu sehen. Meine Trainer vom Vorbereitungsseminar Anna und Rieke waren auch zu gleich unsere Begleiter nach Neuseeland und die Leader des Orientation Camps. Nun hieß es endlich „Tschüss Deutschland - Hallo Neuseeland“, aber wäre das mal so einfach. Die Tränen sind zum zweiten Mal innerhalb einer Woche nur so aus mir rausgekommen. Klar, ich konnte mein großes Abendteuer kaum noch erwarten, aber trotzdem muss man ja auch seinen Eltern tschüss sagen und so gut ging es mir immer noch nicht. Der Flug hat 32h gedauert. Von Düsseldorf über London, nach Hongkong und dann nach Auckland. In London haben wir die anderen into-Schüler, teilweise aus anderen Ländern Europas oder aus anderen Städten Deutschlands getroffen und zusammen sind wir dann nach Auckland. Dort haben wir in einem Hostel in der Nähe der Queen Street gewohnt. In den fünf Tagen haben wir eine Schaffarm besucht und eine Stadtrundfahrt gemacht, waren auf Rangitoto Island, haben Neuseeland und seine Kultur zum ersten Mal wirklich näher kennengelernt. Ende der Woche hieß es dann: Gastfamilie ich komme! Von Auckland aus bin ich mit dem Flugzeug dann nach New Plymouth geflogen zu meiner Gastfamilie. Meine Hostmum hat mich am Flughafen, zusammen mit zwei meiner Gastgeschwister abgeholt. Ich war so aufgeregt, alles war anders und neu. Meine Gastmum und Geschwister sahen schon mal so aus wie auf den Bildern und auch das Haus war genau so, wie auf den Bildern die mir meine Hostmum im Vorfeld geschickt hatte. Das war es also, meine neues zu Hause für die kommenden sechs Monate. Mein erster Abend verlief anders als ich es mir vorgestellt hatte. Ich dachte meine Gasteltern wären mit mir und den Kindern zu Hause und wir würden zusammen essen und ich würde vielleicht etwas mehr zu den Regeln des Hauses erfahren, aber das war nicht ganz so. Freunde aus Wellington waren zu Besuch und wir hatten Fastfood zu Abend, nicht das ich etwas gegen Fastfood habe, aber ich hatte mich eben auf ein gemeinsames richtiges Essen mit meiner Gastfamilie gefreut. Meinen Hostdad habe ich auch erst drei Tage später kennen gelernt, weil er im Schichtdienst bei der Polizei gearbeitete und somit Tagsüber meist schlief. Die ersten Tage vergingen ziemlich schnell, da ich auf Grund meines Jetlags früh ins Bett ging. Meine ersten Schultage waren aufregend, die Schule war so groß, die Menschen um mich herum alle neu und das mit der Schuluniform auch neu, anders eben. Die ersten Wochen vergingen schnell, da war der Schulball, das Picknick mit der Whanau-Class, das Handballturnier in Auckland und so viele andere Sachen, leider auch die Problem mit meiner Gastfamilie. Nach ungefähr  sieben Wochen war es dann endgültig zu viel und ich hatte ein tränenreiches Gespräch mit meinem Localrep, aber es hat auch gut getan, einfach mal alles zu sagen was einen bedrückt und mit jemandem über die Probleme in der Familie zu reden. Tags darauf kam es dann auch noch zum Gespräch zwischen meiner Familie, mir und dem Localrep. Während dieses Gespräches wurde klar, dass es keinen Sinn machen würde, weiter in dieser Familie zu bleiben. Mein Localrep hat mir zwei neue Familien zur Auswahl gestellt und mir die freie Entscheidung gelassen, wo ich gerne hin wechseln möchte. Am Ende habe ich mich für eine Alleinerziehende Mutter mit zwei kleinen Kindern, einem Jungen,   sechs Jahre und einem Mädchen, vier Jahre entschieden. Und es war die beste Entscheidung die ich treffen konnte. Ich habe eine ganze Familie bekommen, nicht nur eine zweite Mutter, auch Tante, Onkel, Oma, Cousinen und Cousins. Es war eine verdammt gute Zeit mit all diesen wunderbaren Menschen und sie haben mir einen Platz in ihrem Leben geben und mich daran Teilhaben gelassen, wie ein Teil der Familie. In dieser Zeit habe ich so viel erlebt und da ich direkt am Meer gewohnt habe, konnte ich so viel surfen wie ich wollte und meine beste Kiwi-Freundin ist eine sehr gute Surferin und hat mir viel beigebracht. In den Ferien haben wir teilweise den ganzen Tag am Strand verbracht oder ich war Skydiven (Fallschirmspringen), Skifahren, so viele verschieden Sachen. Und jedes Erlebnis hatte etwas Besonderes und ist mir in Erinnerung geblieben. Ganz besonders mein Geburtstag, denn Ende Oktober am Strand bei fast 30°C zu feiern ist schon etwas Besonderes. Nach Hause fliegen wollte ich nicht, aber irgendwann wusste ich, dass auch dieser Tag kommen würde und so war es auch. Fast wäre auf Grund von heftigen Stürmen unsere Flug gestrichen wurden, aber leider doch nicht. Ein paar Tage mehr wären auch sehr schön gewesen. Einem anderen Leben tschüss zu sagen, fällt noch schwerer als deinen Eltern tschüss zu sagen, denn du weißt, in  sechs Monaten werde ich sie wieder sehen, doch man weiß nie, wann komme ich zurück nach Neuseeland und vor allem es wird nie wieder so sein, wie es in dieser Zeit war. Aber was ist denn schon gleichgeblieben? Auch das Leben in Deutschland hat sich verändert, für mich auf jeden Fall zum positiven. Ich hatte die beste Zeit in Neuseeland und bin stolz und glücklich diese Erfahrung gemacht zu haben. Traut euch! Ihr bereut es nur, wenn ihr es nicht versucht habt und es wird, da bin ich mir ganz sicher, die beste Zeit, auch für euch, werden!! Kia Ora!